Die rechtliche Pflicht zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit begründet, dass die BERLINER STADTGÜTER GmbH (BSG) relevante Bäume und Baumbestände regelmäßig kontrolliert. Die dafür notwendigen Maßnahmen werden im Einklang mit einem Leitbild durchgeführt, das den „Lebensraum Baum“ als wichtiges Gut versteht. Christian Bergmann und Beate Sobioch, Bereich Natur und Umwelt, sind für die sogenannte Grüne Verkehrssicherung zuständig. Hier geben sie einen Einblick in ihre Arbeit:
„Bäume sind ein zentraler Baustein des Ökosystems. Sie übernehmen unzählige Funktionen, von denen Tiere, Pflanzen und Menschen in gegenseitigen Wechselwirkungen zueinander und voneinander abhängen. Rund 6.700 Tierarten sind schätzungsweise unmittelbar auf Bäume und Wälder angewiesen. Aufgrund der enormen Vielfalt an Lebewesen, die vom Baum oder seinen Bewohnern abhängen, ist der Baum selbst ein eigenes Mikroökosystem. Bäume produzieren aber auch Sauerstoff, binden CO2, filtern Staubpartikel aus der Luft, kühlen ihre Umgebung und spenden Schatten. Der Schutz der Bäume ist daher im ureigenen Interesse der Gesellschaft und es ist wichtig, dass wir, wann immer es möglich ist, Bäume oder Baumteile erhalten. Bei unserer Arbeit folgen wir deshalb der Maxime: So viel Verkehrssicherung wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Der Baumbestand auf Stadtgüterflächen ist gut, vielfältig und verkehrssicher. Punktuell hat uns in den vergangenen Monaten der Biber beschäftigt. Das Vorkommen des Nagetiers ist eine positive Entwicklung. Die Bautätigkeit und Nahrungswahl des Bibers kann aber auch zu Konflikten führen, da Flächen überschwemmt und Bäume gefällt oder geschädigt werden. Wir werden aktiv, wenn angenagte Bäume zu einer Gefahrenlage werden und Nachpflanzungen gegen Fraß geschützt werden müssen.
Bei den für die Verkehrssicherheit relevanten Pilzen ist das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ hervorzuheben. Hymenoscyphus fraxineus ist für das Eschentriebsterben verantwortlich. In Kombination mit anderen Folgepilzen kann eine intensive Weißfäule in Stammfuß und -stock verursacht werden, die von außen kaum zu erkennen ist. Eschen, die gesund aussehen, können stark geschädigt und umsturzgefährdet sein.
Zu den größten Herausforderungen für unsere Bäume gehört aber das Klima. Überdurchschnittliche Temperaturen, zu wenig Wasser oder zu viel Regen auf einmal belasten die Bäume sehr. Die Absterberate auf Stadtgüterflächen sowie der Anteil an geschädigten Bäumen bleiben spürbar. Betroffen waren in der Vergangenheit insbesondere Birke, Pappel, Rotbuche, Fichte, Kiefer und Lärche. Historisch belastete Standorte wie die Rieselfelder wirken als zusätzlicher Stressfaktor.
Auch deshalb ist es weiterhin wichtig, den Gehölzbestand klimastabil und zukunftsfähig weiterzuentwickeln und neue Bäume zu pflanzen. Nur so können wir das Grün, das für Klima, Gesundheit, Biodiversität etc. unverzichtbar ist, langfristig erhalten.“
FOTOS: BERLINER STADTGÜTER GmbH:
Foto 1: Hornisse und Rosenkäfer (beide geschützte Arten) trinken nach der Überwinterung zuckerhaltige Baumsäfte aus einer nicht intakten Verwachsungsstelle eines Astes am Stamm einer Eiche. Solche Baumsäfte sind im Frühjahr oft die erste und überlebenswichtige Nahrungsquelle für Insekten.
Foto 2: Eine Rotbuche am Siethener See, die durch den Biberfraß geringelt wurde und damit keine durchgehenden Leitungsbahnen mehr besitzt. 2024 ist dieser Baum wie erwartet abgestorben.
Foto 3: Eine vom Eschentriebsterben zwar geschädigte aber noch vitale Esche. Der Stammfuß zeigt deutliche Nekrosen sowie Fruchtkörper der Vielgestaltigen Holzkeule (Xylaria polymorpha).
Foto 4: Abgestorbene Pappeln am Bahnring Großbeeren, geschwächt aus 2022, abgestorben in 2023
Foto 5: Ersatzpflanzungen am Siethener See.