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Das KOPOS-Projekt ist beendet. Nach fünfjähriger Zusammenarbeit zieht Katrin Stary, Geschäftsführerin BERLINER STADTGÜTER GmbH, Bilanz.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte KOPOS-Projekt befasste sich mit der Frage, wie eine stärkere Regionalisierung der Lebensmittelversorgung umweltfreundliche und widerstandsfähige Versorgungsstrukturen stärken kann. In Berlin-Brandenburg untersuchte das Projekt insbesondere den Zugang zu Flächen und ihre Sicherung für eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung. Die Förderung der Landwirtschaft ist auch eine der Kernaufgaben der Berliner Stadtgüter, die von Anfang an als Projektpartnerin mit dabei waren. Ein echtes Match also?
Ich wusste gleich, dass wir an diesem Forschungsprojekt mitwirken sollten. Allerdings nicht, weil ich sofort Fan gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, vieles im Projektantrag entsprach nicht unseren Vorstellungen als Flächeneigentümerin. Uns ging es erst einmal darum, unser Praxiswissen einzubringen und, wie wir dachten, unrealistische Ideen und zu theoretische Auswüchse zu bremsen. In der Zusammenarbeit kam es dann aber anders. Durch den intensiven Austausch haben sich uns neue Perspektiven erschlossen.
Was waren die wichtigsten Aufgaben der Stadtgüter im Rahmen des Projekts?
Wir haben insbesondere den Blick aus der Praxis eingebracht. Die Stadtgüter haben 85 Prozent ihrer 17.000 Hektar an Landwirt:innen verpachtet. Wir sind also nah dran an der Landwirtschaft und konnten so viel Wissen und Alltagserfahrung ins Projekt einbringen. Wir haben aber auch unterschiedliche Akteur:innen miteinander verbunden. Insbesondere das KOPOS-Projekt und die Gemeinden, also Innovation und Forschung mit Praxis verknüpft. Viele Bürgermeister:innen haben sich den Themen von KOPOS mit Offenheit und Neugier zugewandt.
Sie haben bereits erwähnt, dass die intensive Auseinandersetzung mit regionaler Ernährung und nachhaltiger Landwirtschat auch bei den Stadtgütern Denkprozesse angestoßen hat. Können Sie Beispiele nennen?
Ich finde heute wichtiger, auch Neu- und Quereinsteiger:innen mit ungewohnten, innovativen Ansätzen der Bewirtschaftung zu unterstützen. Im Projekt wurden zum Beispiel Konzepte für das Teilen von Wissen, Produktionsmitteln oder Dienstleistungen erforscht. Das Kooperieren und das sogenannte Pooling können helfen, die regionale Landwirtschaft zu stärken. Auch kleinteilige Betriebsmodelle wie Solidarische Landwirtschaft, Market Gardening oder Mikro Farming bieten Lösungen für eine ganze Reihe von Problemen und müssen deshalb Teil eines Konzeptes von regionaler, resilienter Landwirtschaft sein. Wir denken Landwirtschaft heute vielfältiger und auch bunter.
Wie kann die Brandenburger Regionalpolitik den Zugang zu landwirtschaftlicher Fläche und ihren Schutz besser gewährleisten?
Wichtig finde ich, dass der Schutz landwirtschaftlicher Fläche bereits bei der Aufstellung von Flächennutzungsplänen mitgedacht und berücksichtigt wird. Auf Regionalebene wäre essentiell, landwirtschaftliche Vorranggebiete in die Regionalpläne zu integrieren. Und der Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen sollte durch Instrumente der Raumplanung reduziert werden. Die Liste ließe sich natürlich fortsetzen. KOPOS hat 20 politische Handlungsempfehlungen erarbeitet, die auf der Webseite des Projektes nachzulesen sind. Wichtig ist auch, dass Akteur:innen aus Politik und Verwaltung mit den Landwirt:innen und den Flächeneigentümer:innen ins Gespräch kommen. KOPOS hat dazu sicherlich beigetragen.
Foto: Market Gardening beim Brandenburger Modellprojekt Tiny Farms/BERLINER STADTGÜTER GmbH