Einer der großen Pächter der Berliner Stadtgüter nördlich Berlins, der auch selbst Flächeneigentümer ist, hat sich 2021 zum Verkauf von Flächen entschieden und diese den Stadtgütern angeboten. Ein Glücksfall für das Unternehmen?
Ja, in jedem Fall. Dass uns die Flächen angeboten wurden und wir uns zum Verkehrswert einig geworden sind, zeigt, dass wir als fairer Verpächter wahrgenommen werden. Mit dem Zukauf konnten wir das landwirtschaftliche Portfolio der Stadtgüter stärken. Durch den Kauf bewahren wir diese Flächen für die Landwirtschaft. Wir halten sie frei von Besiedelung und schützen sie vor Versiegelung. Wichtig ist uns auch, dass wir bei den Stadtgütern künftige Flächenentzüge schon jetzt mitbedenken. Wir wissen, dass Schulen benötigt werden, Kitas, der Gemeinbedarf wächst rapide, auch mit den Wohnungsbauvorhaben in Brandenburg. Damit gehen der Landwirtschaft Flächen verloren. Deshalb sehen wir den Ankauf dieser 174 Hektar auch als wichtige Maßnahme der Kompensation solcher Flächenentzüge. Der Aufsichtsrat, der einem Ankauf in der Größenordnung ja zustimmen muss, teilte diese Einschätzung und gab uns grünes Licht. Ja, auf jeden Fall kaufen, da waren wir uns alle einig.
Was für Flächen wurden zugekauft?
Das waren 174 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. 80 Hektar alleine in einer Gemarkung. Das ist ein zusammenhängendes, also sehr gut zu bewirtschaftendes Areal. Dann gab es noch eine Reihe von Splitterflächen mit kleinteiligen Pachtverträgen. Die Flächen wurden nicht nur vom Veräußerer bewirtschaftet, sondern es gab zusätzlich einige bestehende Pachtverträge. Eine ökologische Landwirtschaft, die sich schon seit vielen Jahren etabliert hat, einige kleinere Flächen zum Beispiel mit Pferdehaltung. Selbstverständlich übernehmen wir beim Kauf auch die bestehenden Nutzungen und sprechen mit allen Betroffenen. Auslaufende Verträge haben wir überwiegend erneuert, um den Pächtern die notwendige Sicherheit zu geben. Das war ganz besonders wichtig für einen der Pächter, einen ökologisch arbeitenden Landwirt.
Sind Sie auch mit diesem Unterpächter frühzeitig ins Gespräch gegangen?
Aber selbstverständlich. Die Flächen sind für den Erhalt der Hofstelle und die Tierhaltung existentiell notwendig für diesen Landwirt, einen mittelständischen Betrieb, der schon seit Jahren auf den Flächen tätig ist. Es war uns sehr wichtig, hier schnell das Gespräch zu suchen und klar zu machen, dass uns der Erhalt des Betriebes ein echtes Anliegen ist. Bis so ein Vertrag unterschriftsreif ist, braucht es aber Zeit, das ist für den Pächter natürlich eine Phase großer Unruhe. Ein neuer Eigentümer führt erst einmal zu Ängsten, zu Sorgen um die Existenz des Betriebes. In dem vorliegenden Fall waren wir sehr froh, einen bereits etablierten Bio-Landwirt auf der Fläche zu haben. Der mit einem eigenen Hofladen übrigens auch für die unmittelbare Region eine Rolle spielt.
Sind die Berliner Stadtgüter am weiteren Ankauf von Flächen interessiert?
Ja, wenn die angebotenen Flächen sich mit den Zielen der BERLINER STADTGÜTER GmbH decken. Wichtig ist uns zudem, dass es sich möglichst um Arrondierungsflächen handelt. Also Flurstücke, die an Areale der Stadtgüter angrenzen. Landwirtschaftliche Flächen werden auch zukünftig durch infrastrukturelle Maßnahmen und andere erforderliche Entwicklungen verloren gehen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, gerade im direkten Umland Berlins, hier vorzusorgen. Wir brauchen die Freiflächen vor den Toren der Stadt. Und dass regionale Landwirtschaft für die Stadt wichtig ist, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Die Stadtgüter sind hier ein wichtiger Akteur, gerade im Ausgleich unterschiedlicher Interessen.
aus: Geschäftsbericht 2022 (Auszug)