Der Siedlungsdruck im Berliner Umland ist unverändert hoch. Wie gehen Sie damit um?
Unsere Flächen liegen zum größten Teil in den Zwischenräumen der definierten Siedlungsachsen. Das heißt, die Freiflächensicherung ist oft schon von der gemeinsamen Landesplanung festgelegt. Zudem gehört die Sicherung von Freiflächen auch zu unseren Unternehmenszielen. Wir setzen das zum einen durch die landwirtschaftliche Nutzung um, die wir über Pachtverträge realisieren, und zum anderen über unsere naturschutzfachliche Arbeit. Durch Kompensationsmaßnahmen werten wir Freiräume auf und schützen sie damit vor einer baulichen Nutzung. Ich glaube, das ist eine gute Kombination, weil wir damit gleichzeitig Bauvorhaben an anderer Stelle im Metropolenraum ermöglichen.
In Berlin ist der Artenschutz bei Bauvorhaben häufig ein kritischer Punkt. Was können die Stadtgüter hier anbieten?
Wir bieten seit 30 Jahren Kompensationsmaßnahmen im Zuge der sogenannten Eingriffsregelung an und haben auch Ersatzaufforstungen angelegt. Jetzt verschiebt sich der Fokus verstärkt zum besonderen Artenschutz, auch in Kombination mit der Eingriffsregelung. Die Herausforderung ist es, diese beiden Richtungen des Ausgleichs miteinander zu kombinieren. Bislang werden nur wenige Berliner Ausgleichsmaßnahmen in Brandenburg realisiert. Aber über Artenschutzthemen kommen wir mit dem Land Berlin zunehmend zusammen, indem wir beispielsweise für die Feldlerche oder die Zauneidechse Kompensationsflächen herrichten und langfristig pflegen.
Zügige Ersatzmaßnahmen sind die Voraussetzung für schnelles Bauen. Woran hapert es derzeit noch?
Die Verfahren sind oftmals lang und kleinteilig – vor allem wenn es über Ländergrenzen hinweg gehen soll. Zunächst muss der Vorhabenträger, der sein Bauvorhaben ja plant und genehmigt haben will, den Bestand an Tieren und Pflanzen erfassen und bewerten, um den Ausgleichsbedarf zu bilanzieren. Dann müssen Ausgleichsflächen gefunden werden. Das alles muss behördlich geprüft und genehmigt werden, wobei auch das eigentliche Baugenehmigungsverfahren ein erheblicher Zeitfaktor ist. Die wirtschaftlichen Fragen sind zu klären und mit Angeboten zu hinterlegen. Vertragsverhandlungen ziehen sich manchmal eine Weile hin. Bis man dann ins Herstellen der Ersatzflächen oder -biotope kommt, vergehen schon mal ein, zwei oder vielleicht auch drei Jahre. Berlin sucht deshalb nach neuen Wegen, um schneller adäquate Ersatzlebensräume zu finden, damit wichtige Bauvorhaben zügiger realisiert werden können.
Können Flächenpools solche Ausgleichsmaßnahmen beim Artenschutz beschleunigen?
Sie helfen uns auf jeden Fall dabei. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel Energie investiert, um vorkonzipierte Flächenpools, also für Kompensationsmaßnahmen fertig geplante Flächenareale mit den örtlichen Naturschutzbehörden abzustimmen. Das erleichtert uns jetzt die Arbeit in der Vermarktung und Vergabe der Flächen an die verschiedenen Vorhabenträger – auch weil die Pools so geplant sind, dass man dort in Abstimmung mit den Behörden Artenschutzbelange mit einbringen kann. Dadurch sind wir in der Lage, schnell Flächen anbieten zu können.
Sind diese Ausgleichsflächen für die Allgemeinheit trotzdem als Erholungsfläche nutzbar?
Ja, natürlich. Uns ist es wichtig, dass wir den Menschen, die vor Ort vorbeikommen, erklären, was hier passiert und auf diese Weise zur Umweltbildung beitragen. Deshalb klären wir beispielsweise mit Infoschildern auf und machen unsere Vorhaben transparent. Und man kommt über solche Medien ins Gespräch. Dass das funktioniert, merken wir daran, dass wir von Reitern oder Hundehaltern, die da ihre Hunde ausführen, angesprochen werden. Man kann nur das respektieren, was man versteht.
aus: Geschäftsbericht 2020 (Auszug)