Der gesellschaftseigene Gebäudebestand weist ein hohes Durchschnittsalter auf. Wie würden Sie die Spezifika des Bestandes und seinen Zustand beschreiben?
Wichtig ist erst einmal festzustellen, dass es in unserem Bestand keine Standardimmobilie gibt. Jedes Gebäude ist individuell, obwohl sich die Gebäude in der Regel eine Geschichte teilen, also eine landwirtschaftliche Historie. Und was die Gebäude auch gemeinsam haben, ist ein spürbarer Instandhaltungsrückstand, der vorhanden war, als die Gebäude zum Zeitpunkt der Restitution in unser Eigentum gekommen sind. Aus dieser Kombination – Alter, Zustand, Individualität der Gebäude – ergeben sich für uns natürlich große Herausforderungen, denen wir uns sehr erfolgreich gestellt haben.
Die historische Gebäudesubstanz bringt besondere Herausforderungen mit sich?
Uns liegt sehr viel daran, den historischen Charakter der Baulichkeiten und Gebäudeensembles zu erhalten. Viele unserer Gebäude stehen zudem unter Denkmalschutz. Im Gewerbehof Kleinziethen, vormals ein Gutshof mit zahlreichen Gebäuden, gibt es beispielsweise ein historisches Taubenhaus. Es war klar, dass wir das nicht einfach vermietet bekommen, aber es war uns wichtig, das Gebäude zu erhalten. Oder unser Speicher im ehemaligen Gutshof Schönerlinde. Das ist ein ehemaliger Getreidespeicher, ein wunderschönes Gebäude, für das wir jetzt den richtigen Mieter suchen. Es ist an vielen Stellen ein Spagat, unsere Geschichte zu bewahren und die Objekte trotzdem gewinnbringend zu vermieten. Eine besondere Herausforderung ist im Übrigen auch, dass die Gebäude ja oft in eine ganz neue Nutzung übergehen. Wenn ein Gebäude, das 80 Jahre lang ein Pferdestall war, zum Wohnhaus werden soll, ist das eine Herausforderung. Ich bin froh, dass ich ein Team habe, das sich mit solchen Besonderheiten auskennt.
Die Instandsetzung des Gebäudebestands soll verstärkt mit der energetischen Modernisierung verbunden werden. Was wurde hier bereits in Angriff genommen, was ist geplant?
Wir haben ein Klimaschutzkonzept, das seit Anfang 2023 u. a. Grundlage unserer Sanierungsmaßnahmen ist. Wir haben 2023 geprüft, wie wir Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebestand planen und realisieren können. Dabei haben wir uns natürlich auf die beheizten Gebäude, auf Dämmung und Heizung, fokussiert. 2024 gehen wir in die Umsetzung.
Gibt es neben der Sanierung auch Neubauten?
Ja, die Berliner Stadtgüter bauen auch. Das ist allerdings die Ausnahme. 2010 und 2020 gab es jeweils ein Neubauprojekt. Derzeit bauen wir in Siethen eine Halle mit gut 700 m² Grundfläche, insgesamt sechs Lager- und Werkstatteinheiten und zwei Büroeinheiten. Ich freue mich, das wird eine tolle Aufwertung des Gewerbehofes in Siethen. Wir stecken hier mitten in der Bauphase, arbeiten mit Holzständerbauweise, integrieren eine Luft-Wärmepumpe und eine Dach-Photovoltaikanlage und planen, im Sommer 2024 fertig zu werden.
Die ehemaligen Stadtgüter sind komplexe Gebäudeensembles. Die sanierten Gebäude sind trotzdem gut vermietet?
Ja, unsere Bestände sind in der Regel vollvermietet. Wir bieten Gewerbetreibenden eine Heimat, die zu diesen Konditionen an anderer Stelle gar nicht mehr unterkommen. Gerade kleine Gewerbebetriebe brauchen Flächen wie unsere, um ihren Betrieb halten und führen zu können. Die Gentrifizierung in Berlin betrifft ja nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbeimmobilien. Wir bieten für Gewerbetreibende, aber auch für Landwirte attraktive und betriebswichtige Gebäude wie z. B. Scheunen oder Ställe. Und wir legen Wert auf Kontinuität, auf langfristige und verlässliche Partnerschaften. Frei werdende Gebäude stehen also in der Regel nur sehr kurz leer und finden dann zügig neue Mieter.
aus: Jahresbericht 2023 (Auszug)