Habitatbaumschild der Berliner Stadtgüter

Wertvoller Lebensraum: Habitatbäume auf Stadtgüterflächen

Herzlichen Glückwunsch! Sie stehen vor einem einzigartigen Biotop. Auch wenn dieser Baum (teilweise) abgestorben oder geschädigt ist, tobt hier das Leben. Für unser ordnungsgewohntes Auge können solche Bäume eine ästhetische Herausforderung sein. Und doch sind sie Hotspots der Biodiversität und essentiell für das Überleben vieler geschützter oder streng geschützter Arten.

Habitatbäume werden auch Biotopbäume genannt, denn sie bündeln viele Mikrohabitate. Spezialisierte baumbewohnende oder baumgebundene Arten sind auf genau diese Habitate angewiesen. Das sterbende oder tote Holz ist zumindest für einen Teil ihres Lebenszyklus unersetzlich, zum Beispiel als Wohn-, Schutz- und Entwicklungsraum, Nahrungsquelle, Überwinterungsquartier oder Fortpflanzungsstätte. Fledermaus, Bockkäfer, Prachtkäfer, Hirschkäfer, Rosenkäfer, Schmetterlinge, verschiedene Vogelarten und Amphibien, Moose, Pilze, Flechten und Kleinsäuger wie Marder oder Bilche – sie alle brauchen genau diese Bäume oder Baumtorsi. Auch der Großteil der über 1.000 heimischen Wespen- und Bienenarten benötigt Alt- und Totholz.

In unserer Landschaft – und auch im Wirtschaftswald – sind diese Bäume selten geworden. Dabei können abgestorbene Bäume und stehendes Totholz den ökologischen Wert eines gesunden Baumes sogar übertreffen, denn das überwältigende Gros der Tierarten kann kein gesundes Holz be- und verarbeiten. Schlüsselarten wie Spechte und Pilze, die Baumhöhlen schaffen oder das Holz „vorverdauen“, machen es für nachfolgende Tierarten erst verwertbar.

Den Berliner Stadtgütern ist es wichtig, diesen Lebensraum zu erhalten und so die Lebensgrundlage vieler Arten zu sichern. Unsere Habitatbäume werden durch zertifizierte Baumkontrolleur:innen regelmäßig auf ihre Verkehrssicherheit überprüft. Verkehrssicherungsmaßnahmen reduzieren wir auf das Nötigste. Muss ein Baum gefällt werden, erhalten wir einen möglichst hohen Reststamm oder liegendes Totholz. Die Stand- und Lebenszeit von Habitatbäumen verlängern wir mit innovativen Methoden wie hölzernen Exoskeletten.

Es ist immens wichtig, lebende wie abgestorbene Bäume und insbesondere Habitatbäume für die Natur so gut und so lang wie möglich zu erhalten. Davon profitiert auch der Mensch. Indem wir diese Bäume mit Schildern kennzeichnen, möchten wir Ihnen die besondere Schönheit und Bedeutung dieser Bäume näherbringen.

Fotos: BERLINER STADTGÜTER GmbH; Illustration: Kathrin Lang, Berlin.

Schwefelporling an einer stark ausgehöhlten Traubeneiche

Adulter Hirschkäfer

Hornisse und Rosenkäfer trinken den zuckerhaltigen Baumsaft einer Eiche im Frühjahr.

Ein stützendes Exoskelett im Gutspark Selchow.

Baumpilze an Baumtorso

Starke Einkürzung zum Herstellen der Verkehrssicherheit einer abgestorbenen Eiche. Ein Großteil des Baumes kann als stehendes Totholz erhalten werden.

Weibliche und männliche Nashornkäfer. Die Larven leben in stark zersetztem Holz.